Laut der Süddeutschen Zeitung vom 24. Februar 2024 sind die Kindergartengebühren in Reutlingen mit bis zu 614 Euro pro Monat die höchsten in Baden-Württemberg. In Städten wie Stuttgart zahlen Eltern maximal 219 Euro, in Tübingen 439 Euro. Diese Diskrepanz belastet insbesondere Familien mit mittlerem Einkommen. WiR in Reutlingen hat nach Gesprächen mit Eltern eine Petition gestartet, die den Antrag vom 23.09.2024, den WiR gestellt hat, aufgreift. Gerne möchten wir euch hierzu die grundlegenden Informationen zusammenfassen.
Das aktuelle Modell wurde in einem langwierigen Prozess erarbeitet und gilt nach zahlreichen Aussagen als Gerecht. Es wurde mittlerweile von allen Seiten erkannt, dass das erarbeitete Modell die Familien über Gebühr belastet. WiR halten das derzeitige Modell für sozial ungerecht. Darüber lässt sich wunderbar streiten. Doch was sind sozial gerechte Modelle für Kita-Gebühren?
Grundsätzlich gibt es drei Modelle, die zur Berechnung herangezogen werden können, das Solidaritätsprinzip, das Verursacherprinzip und das Gleichbehandlungsprinzip. Reutlingen hat das Solidaritätsprinzip beschlossen, allerdings mit einer sehr steilen Progressionsgerade, die bei einem Durschnittseinkommen zweiter Elternteile den Höchstsatz erreicht. Zur Lösung gibt es untershciedliche Ansätze, etwa die Progressionsgerade flacher zu gestalten und weiter nach oben zu führen, oder das Modell in ein Verursachermodell umzustellen, bei dem die Gebühren für alle Kinder entsprechend dem Umfang der genutzen Betreuung, berechnet werden. WiR in Reutlingen fordert auf dieses Modell umzusteigen und orientieren uns am Kindergeld, um den Beitragssatz festzulegen.
Hier findet ihr die ausführliche Begründung, die wir auch in der Petition anführen.
Höchster Beitragssatz greift schon bei 2 Durchschnittsverdienern
Bereits ab einem Nettoeinkommen von 70.000 Euro jährlich greift der höchste Beitragssatz – das entspricht in etwa dem durchschnittlichen Netto-Einkommen eines privaten Haushalts mit zwei Erwachsenen und Kind(ern) (vgl. https://www.bpb.de/kurz-knapp/zahlen-und-fakten/sozialbericht-2024/553205/einkommen-und-einkommensverteilung/). Die derzeitige Berechnungsmethode führt somit zu einer unverhältnismäßigen Belastung von Durchschnittsverdienern und fördert, dass ein Elternteil weniger sozialversicherungspflichtiger Arbeit nachgeht, als es tatsächlich möglich wäre.
Eine jährliche Überprüfung der Beitragssätze ist, laut Stadtverwaltung, nicht leistbar. Wir möchten eine einfache und transparente und damit eine faire und für alle geltende Gebührenordnung. Die heutige Gebührenordnung ist nicht nur kompliziert, sondern auch unfair, denn diese „bestraft“ die Ehrlichen.
Dringender Handlungsbedarf
Der Gemeinderat der Stadt Reutlingen erkannte bereits im Mai 2024, dass die aktuellen Gebühren eine „gewaltige Belastung für Familien“ darstellen. Dennoch wurden nur minimale Anpassungen beschlossen, ohne die grundlegende Problematik zu lösen.
Die Petition „Angemessene Kita-Gebühren für ein familienfreundliches Reutlingen“ setzt sich für eine Reduzierung der Kita-Gebühren in Reutlingen ein, um Familien finanziell zu entlasten und die Attraktivität der Stadt für junge Familien zu erhöhen.
Die Diskussion über Kita-Gebühren ist nicht nur in Reutlingen ein Thema. Bundesweit gibt es Debatten über die Finanzierung der Kindertagesbetreuung und die Frage, inwieweit Eltern finanziell entlastet werden sollten.
Die Petition zielt darauf ab, die lokalen Entscheidungsträger auf die Problematik aufmerksam zu machen und eine Diskussion über eine gerechtere Gebührenstruktur anzustoßen. Als interessierte Bürgerinnen und Bürger Reutlingens könnt ihr die Petition online unterstützen und somit ein Zeichen für ein familienfreundlicheres Reutlingen setzen.
Die Petition kann unter folgendem Link eingesehen und unterzeichnet werden:
Durch eine breite Unterstützung der Petition kann der Druck auf die Verantwortlichen erhöht werden, die Kita-Gebühren in Reutlingen zu überdenken und anzupassen. Eine Reduzierung der Gebühren würde nicht nur die finanzielle Belastung der Familien verringern, sondern auch die Attraktivität der Stadt für junge Familien steigern und somit einen wichtigen Beitrag zur Zukunftsfähigkeit Reutlingens leisten.
Schreibe einen Kommentar